Stadtratsmehrheit will Ankerzentrums in Bamberg‑Ost weiterbetreiben
Bamberg‑Ost – Der Beschluss des Konversions‑ und Sicherheitssenats, das Gelände des bisherigen Ankerzentrums von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BiMA) zu erwerben, sorgt für heftige Kritik. Zudem soll das Gelände dem Freistaat Bayern befristet weiter zur Flüchtlingsunterbringung überlassen werden. Die Stadtratsfraktion Bambergs unabhängige Bürger (BuB) stimmte als einzige gegen den Vorschlag von Oberbürgermeister Andreas Starke. Sie spricht nun von einem drohenden „Dauerzustand“.
Gebrochenes Versprechen?
In der gemeinsamen Erklärung von 2015 hatten Stadt und Staatsregierung zugesichert, die zentrale Erstaufnahmeeinrichtung auf dem ehemaligen US‑Militärgelände „unwiderruflich“ bis 31. Dezember 2025 zu schließen. BuB‑Stadträtin Karin Einwag sieht den jetzigen Beschluss als Bruch dieser Zusage. Sie erklärt: „Die Menschen erwarten Lösungen, nicht eine Laufzeitverlängerung durch die Hintertür.“ Außerdem warnt Einwag vor einer „Laufzeitlüge“, die das Vertrauen in die Politik erschüttere.
„Politik wird an Ergebnissen gemessen“
BuB‑Fraktionsvorsitzende Daniela Reinfelder bezeichnet das dezentrale Unterbringungskonzept der Stadt als gescheitert. Sie sagt: „Wenn die Stadtführung in zehn Jahren keine tragfähige Alternative vorlegt, müssen personelle Konsequenzen folgen.“ Ihr Fraktionskollege Klaus Stieringer betont, die städtische Containerliste habe keinen Konsens geschaffen. Zudem sei die Integrationsbereitschaft „nachhaltig geschädigt“.
Gefahr eines „jahrzehntelangen Provisoriums“
Das Ankerzentrum beherbergte zeitweise über 2 000 Geflüchtete. Der nun angestrebte Ankauf mit anschließender Vermietung an den Freistaat sei zwar „bequem für die Verwaltung“. Jedoch treffe er vor allem die Anwohner in Bamberg‑Ost, meint Einwag. Die BuB‑Fraktion spricht von der sprichwörtlichen „Büchse der Pandora“. Eine einmal verlängerte Übergangsfrist könne sich als dauerhafte Lösung verfestigen.
Appell an den Stadtrat
Die Entscheidung des Konversionssenats muss noch vom Bamberger Stadtrat bestätigt werden. Die BuB ruft alle Stadträtinnen und Stadträte auf, den Beschluss abzulehnen. So möchten sie vermeiden, „Handlungs‑ und Gestaltungsmöglichkeiten der Stadt nicht endgültig zu verlieren“. Bereits jetzt befürchten die Kritiker Nachteile für Bildungsgerechtigkeit und Integration im Stadtteil.
Ob der Stadtrat dem Appell folgt, entscheidet sich in der nächsten Sitzung. Fest steht: Der Zukunft des Ankerzentrums Bamberg‑Ost kommt in den kommenden Wochen erneut eine Schlüsselrolle zu. Dies gilt insbesondere für die städtische Integrations‑ und Konversionspolitik.
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