Warum die Welt nach München pilgert
Bier verbindet: „O´zapft is“!
Bier verbindet: „O’zapft is“!
Oder: Warum die Welt nach München pilgert
Es ist jedes Jahr dasselbe. Und das ist auch gut so. Wenn der Münchner Oberbürgermeister den Holzhammer schwingt und mit etwas zittriger Hand das erste Fass anzapft, dann beginnt nicht nur das Münchner Oktoberfest – es beginnt ein Stück Weltgeschichte im Maßkrugformat. „O’zapft is!“ hallt es über die Theresienwiese, und für 16 Tage wird München zum Nabel der Bier- und Partywelt.
Dabei hat alles einst ganz harmlos angefangen: 1810 heiratete Kronprinz Ludwig seine Therese, und weil man die Münchner nicht ausschließen wollte, veranstaltete man ein Volksfest mit Pferderennen. Aus Liebe wurde Tradition, aus Tradition Spektakel – und aus dem Spektakel das größte Volksfest der Welt. Die Pferde sind natürlich längst verschwunden, geblieben sind Bier, Blasmusik und das Gefühl, dass man hier die bayerische Lebensart in Reinkultur atmet.
Es Schorschla fragt sich jedes Jahr, ob es nicht mal wieder an der Zeit wäre für einen zünftigen Wiesn-Besuch, um dann doch lieber gemütlich ein Seidla in einer der urigen Bamberger Brauereigaststätten mit Freunden zu genießen. Ganz ohne großes Tamtam. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Wie das Bier selbst! Muss ja nicht gleich das Letzte sein, wie das sehenswerte Theaterstück des ETA Hoffmann Theaters aktuell beweist.
Während in München also die Kapellen unermüdlich „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ intonieren, hat das Oktoberfest längst Weltkarriere gemacht. In Cincinnati wird ein halbes Bundesland in Blau-Weiß gehüllt, in Kitchener, Kanada, marschieren Blaskapellen durch die Straßen, und in Qingdao, China, hebt man Maßkrüge in beachtlicher Synchronität. Doch wie so oft bleibt das Original unerreicht: Nur hier schwebt der Duft von gebrannten Mandeln über der Achterbahn, nur hier reihen sich Festzelte an Zelte, und nur hier kann man in einer Stunde mehr Dialekte aufschnappen als sonst in einem ganzen Jahr.
Natürlich, kein Jahr ohne Diskussion um den Bierpreis. „Früher hat’s drei Mark gekostet!“ schimpfen die Veteranen, während die Jüngeren trocken feststellen: „Trinken tun wir’s ja trotzdem.“ Und in Wahrheit ist die Maß weniger eine finanzielle Investition als eine Eintrittskarte in eine Parallelwelt, in der Fremde Freunde werden, Zungen lockerer und Sorgen kleiner. Wer sich über den Preis zu sehr aufregt, verpasst das Wesentliche: die Lebensfreude, die aus jedem Zeltfenster quillt. Und auch das gilt übrigens nicht nur am Oktoberfest und beim Bier. Denn eines ist fürs Schorschla schon erstaunlich: Am lautesten über die aktuellen Preise jammern diejenigen, die wirklich genug Geld haben. Aber wie hat die Oma schon immer gesagt? Von die Reichen lernst des Sparen!
Quelle: Originalartikel bei WOBLA
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