Stadt Büren verteidigt Freibad-Kampagne – Plakat mit grapschender Frau abgehängt
Mit einem vermeintlich vielfältigen Plakat wollte die Stadt Büren ihre Kampagne „Sommer – Sonne – Sicherheit“ promoten. Das Motiv – eine dicke weiße Frau, die einem dunkelhäutigen Jungen mit Prothese ans Gesäß fasst – sollte auf das Codewort „Tiki“ aufmerksam machen, das Kinder im Notfall rufen können. Doch statt Lob hagelte es Häme und Empörung in den sozialen Medien. Jetzt entschuldigt sich Bürgermeister Burkhard Schwuchow, die beteiligte Beratungsstelle Belladonna distanziert sich, und Experten diskutieren die Grenzen gut gemeinter Prävention.
Was hinter der Kampagne steckt
Die städtische Jugendpflege rief das Projekt gemeinsam mit Polizei, Jugendbeirat und lokalen Beratungsstellen ins Leben. Ziel: Kindern in Schwimmbädern eine einfache Hilfsmöglichkeit bieten. Wer „Tiki“ sagt, signalisiert dem Personal unauffällig, dass etwas nicht stimmt.
Warum gerade „Tiki“?
Das Wort geht auf einen Namenswettbewerb zurück, bei dem eine Schildkröte – Symbol für Schutz – getauft wurde. Rund 125 Jugendliche reichten Vorschläge ein; gewonnen hat „Tiki“.
Das umstrittene Plakat
Ein Motiv zeigt eine erwachsene Frau als Täterin. Die Stadt wollte damit gängige Klischees durchbrechen und „Vielfalt sichtbar machen“.
Doch Kommentatoren auf X und Facebook empfanden die Darstellung als realitätsfern: Statistisch stammen Übergriffe in Freibädern überwiegend von Männern.
Reaktionen und Entschuldigung
- Stadt Büren: Man stehe „voll hinter dem Ziel, Kinder zu schützen“, prüfe jedoch selbstkritisch die Bildsprache der Kampagne.
- Bürgermeister Schwuchow: „Es war niemals unsere Intention, Menschen zu diskriminieren – sollte dieser Eindruck entstanden sein, entschuldige ich mich.“
- Beratungsstelle Belladonna (SkF): Fühlte sich von der Plakatgestaltung überrumpelt und lehnt das Motiv ab.
Experten: Gute Idee, schwache Umsetzung
Fachstellen für Prävention loben niedrigschwellige Codewort-Modelle („Luisa ist hier“ in Clubs), warnen aber: Botschaften müssen authentisch sein, sonst kippt das Narrativ.
Kommunikationsberater empfehlen, Kampagnen vor der Veröffentlichung mit Fokusgruppen zu testen, um Stereotypen oder Fehlinterpretationen zu vermeiden.
Wie geht es weiter?
Die Stadt will die aktuellen Plakate abhängen und ein neues Motiv erarbeiten – diesmal gemeinsam mit allen Partnern. Parallel läuft die Präventionsarbeit im Freibad weiter; das Codewort „Tiki“ bleibt bestehen.
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